Bericht: Comic Con Germany 2019

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Die Comic Con Germany 2019 fand vom 29. bis 30. Juni in der Messe Stuttgart statt. Auf der Gästeliste standen Namen wie Richard Dean Anderson, Jonathan Frakes, Brent Spiner, Pom Klementieff und Karen Gillan.

(Beyond the Show war am Sonntag zugegen.)

Eindruck von der Convention:

Auf den ersten Blick vermittelte die Comic Con Germany 2019 den Eindruck, ein weiteres Mal geschrumpft zu sein. Und dieser erste Eindruck bestätigte sich schließlich auch. Die Panels hatte man nun alle in das Atrium verfrachtet, wo der Zutritt für jeden Convention-Besucher frei möglich war. Die Convention selbst spielte sich in einer einzigen Halle ab, was einen deutlichen Rückschritt gegenüber der ersten beiden Events darstellte.

In dieser einzigen verbliebenen Halle hatte man versucht, noch etwas die Ordnung zu wahren, was nicht immer gelang, denn eine klare Abgrenzung zwischen den verschiedenen Bereichen fehlte. So musste man zunächst lange suchen, bis man die unzähligen Fotopoints gefunden hatte, die gingen dann aber beinahe fließend in den Autogrammbereich über und der wiederum bot praktisch keine Abgrenzung zum Händlerbereich.

Die Gästeliste war durchaus mager besetzt. Zwar mögen die jeweiligen Gäste hochkarätig und wahre Branchenriesen sein, doch viele von ihnen sind regelmäßig auf Events anzutreffen und locken entsprechend nicht diejenigen, die wirklich viel Geld für Autogramme und Fotos vor Ort liegen lassen. Auch mangelte es ein wenig an der Abwechslung, was bei einer Gästeliste diesen geringen Umfangs natürlich vorprogrammiert ist. Entsprechend blieben viele Autogrammsammler weg.

Tatsächlich hätte die Gästeliste auch beinahe die einer FedCon sein können, doch selbst die ist umfangreicher. Betrachtet man das Drama, das sich zuletzt um den bei der FedCon ausgeladenen Richard Dean Anderson abspielte, durfte man es schon als mutig bezeichnen, dass die Comic Con Germany diesen einlud. Wenngleich der Darsteller, der nur in seltenen Notfällen eine Convention absagt, erschienen war, muss man all jene Fans verstehen, die bis zur letzten Sekunde bezweifelten, dass er auch wirklich käme und dem Event deshalb fernblieben. Das Image des Veranstalters hat durch die FedCon-Aktion immerhin einen nicht ganz geringen Kratzer abbekommen.

Ob es den im Vorfeld groß angekündigten Mittelaltermarkt unbedingt gebraucht hätte, darf ebenfalls bezweifelt werden. Abgesehen davon, dass die Hitze den Marktstandbetreibern einen Strich durch die Rechnung machte und es kaum einen Besucher nach draußen verschlug, bestand dieser Markt nur aus rund zehn Ständen, davon gefühlt zwei Drittel, an denen es etwas zu essen oder zu trinken gab. Vielfalt: Fehlanzeige.

Was war positiv?

  • Die Händlerstände gestalteten sich abwechslungsreich und so war für jeden Geschmack etwas dabei. Im Gegensatz zu den ersten beiden Jahren schienen die Preise auch in diesem Jahr wieder annehmbar zu sein, weshalb man gerne den einen oder anderen Euro liegen ließ.
  • Die Fanstände wurden erneut aus der Masse heraus genommen und dieses Mal auf den Balkon verfrachtet. Dadurch behinderten spontane Fotos der Fans an den Ständen nicht die Besucher, die entspannt durch die Händler- und Künstlerstände bummeln wollten.
  • Alle Panel waren kostenfrei zugänglich.

Was war negativ?

  • Kostenfreie Panels sind natürlich eine tolle Ergänzung zum Convention-Programm. Allerdings war es nicht gerade vorteilhaft, diese ins Atrium zu verlagern. Der Raum im Atrium ist schnell voll. Und natürlich bleiben viele einfach mal schnell stehen und schauen, was sich auf der Bühne tut. Leider sind auf diese Weise viele Leute im Panel, die sich lediglich über einen Sitzplatz freuen und sich nicht für Panels selbst interessieren. Für all jene, die gerne einen Platz gehabt hätten, wurde es dann natürlich eng.
  • Wenngleich nichts gegen die Stars selbst spricht, deren Namen sich auf der Gästeliste wieder gefunden haben, so fehlte den meisten Autogrammsammlern die Abwechslung, weshalb diese dem Event gleich fernblieben. Es scheint, als müsse sich die Comic Con Germany, sollte sie nochmals stattfinden, entscheiden, ob sie lieber ein Fanevent sein möchte oder ein Event, das auch Autogrammstunden mit Film- und Serienstars anbietet. Dieses Jahr war sie wieder das eine noch das andere so richtig.
  • Die Convention der Fotopoints: diesen Namen fing sich die diesjährige Con in Stuttgart im Vorfeld bereits ein. Unzählige Fotogelegenheiten, die kostenfrei für einen Schnappschuss genutzt werden konnten, wurden angeboten. Das mag zwar ganz nett sein, nimmt aber jede Menge Platz weg, den man auch sinnvoller nutzen könnte. Viele dieser Bilder sind in den sozialen Netzwerken anschließend jedenfalls nicht aufgetaucht, weshalb man nicht mal von einer wirksamen Marketingstrategie für ein mögliches Folgeevent sprechen kann. Obendrein wirkten viele dieser Fotopoints leider ziemlich billig gemacht.

Was fiel besonders auf?

Die Comic Con Germany 2019 konnte sich einfach nicht entscheiden, welche Gruppe sie bedienen möchte. Sollten es die Cosplayer sein? Sollten es all jene sein, die einfach nur einen unterhaltsamen Tag auf einem Event verbringen wollten? Sollten es jene sein, die Interesse an den Film- und Serienstars mitsamt Autogrammstunden, Fotos und Panels haben? Man versuchte alles irgendwie zu vereinen und doch war nichts so richtig vertreten.

Vieles wirkte wie ein (kostengünstiger) Lückenfüller, weil man nicht wusste, wie man die Menschen noch begeistern sollte. Die Fotopoints hatte ich ja bereits angesprochen. Hinzu kommen die vielen Tische und Standmeter, die in die Lego-Ausstellung investiert wurden. Natürlich sind die Ausstellungsstücke schön anzusehen und es ist bewundernswert, wie viel Zeit und Arbeit die Erbauer dieser Ausstellungsstücke in ihr Hobby stecken. Doch ist es auch erschreckend, dass die Convention in der Vergangenheit kein Problem damit hatte, zwei Hallen zu füllen (und zwar richtig zu füllen!), jetzt aber plötzlich Unmengen an Platz in eine umfangreiche Lego-Ausstellung investiert.

Der Rückschritt auf nur eine Halle und die Verlagerung aller Panels ins Atrium wirkte erneut wie: sparen, sparen, sparen. Ob das nur mir auffällt? Viele andere Berichte zur Comic Con Germany 2019 loben das Event über alle Maße. Und selbst wenn sie Kritik anbringen, so scheint den wenigsten aufzufallen, wie das Event von Jahr zu Jahr schrumpft und weniger bietet, um nicht zu sagen: billiger wirkt.

Fazit zum Event:

Ob die Con in Stuttgart auf Dauer mit der Konkurrenz mithalten und auf einem allmählich übersättigten Markt bestehen kann, wird sich zeigen. Jedoch scheint schon dieses Jahr gezeigt zu haben, dass die Comic Con in Stuttgart dringend Brainstorming betreiben muss, um ihren ganz eigenen Weg zu finden, sich bei Fans und Besuchern gleichermaßen langfristig zu etablieren.

Im Vergleich zu den ersten beiden Jahren wirkte die Comic Con Germany schon im vergangenen Jahr ein wenig mau. Dieses Jahr fuhr man nochmals zurück. Die Besucherzahlen sprechen jedenfalls Bände: von 50.000 (2016) Besuchern kontinuierlich zurück auf 35.000 (2019).




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