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Seit Jahren und Jahrzehnten begeistern Veranstaltungen mit dem Namen Comic Con die Fans von Filmen, Serien, den titelgebenden Comics und weiteren Faktoren der Popkultur. Schaut man sich hierzulande um, gewinnt man den Eindruck, auch in Deutschland seien diese Events ein fester Bestandteil der Veranstaltungslandschaft. Und das schon seit Jahren.

Und die Rede ist hier von den großen Veranstaltungen mit zahlreichen Stargästen, Autogrammstunden und Photo Shoots, mit Panels, in denen Schauspieler und Künstler Fragen der Fans beantworten – Conventions, die an die weltbekannte San Diego Comic-Con erinnern – insbesondere dann, wenn die Veranstalter auch noch mit Hollywood-Stars werben. Ui!

Fakt ist: Die erste dieser Conventions, die den Begriff Comic Con auch im Namen trägt, fand auf deutschem Boden im Dezember 2015 statt (die German Comic Con in Dortmund) – angekündigt übrigens fast zeitgleich mit der Comic Con Germany in Stuttgart, die allerdings eine Konkurrenzveranstaltung ist.

Bedenkt man den aktuellen Hype – die German Comic Con gibt es mittlerweile außerdem in Frankfurt, Berlin und München – verwundert die Kürze der Existenz deutscher Comic Cons dann vielleicht doch den einen oder anderen.

Und doch könnte es sein, dass die Comic Cons in Deutschland ihren Zenith schon bald überschritten haben. Schock?! Woher diese Aussage?

Seit 15 Jahren besuche ich die unterschiedlichsten Events, angefangen mit den allmählich vom Aussterben bedrohten Hotelcons bis hin zu den ganz großen europäischen Comic Cons und dabei fallen mir immer wieder zwei Faktoren auf:

  1. Deutschland bietet das falsche Publikum.
  2. Es herrschen falsche Vorstellungen vor.

Ihr glaubt mir nicht? Dann lasst mich euch eine Frage stellen: Kennt ihr noch die Signmania?

Nicht? Okay. Wenn doch, dann auch egal. Denn die hat nie stattgefunden. 2011 wollte ein etablierter, deutscher Veranstalter nach dem Vorbild der britischen Collectormania ein sogenanntes Signing Event (ja, klingt nicht ganz so cool wie Comic Con) mit dem Namen Signmania durchführen. Nur wenige Monate nach der Ankündigung wurde die Signmania für gescheitert erklärt und abgesagt.

Wer sich in der Szene herumtreibt, konnte dabei einige interessante Beobachtungen machen:

  • Die Hotelcon-Gänger hatten ihr Conventionjahr und somit auch ihr Budget bereits durchgeplant und waren nicht auf das Konzept eingestellt.
  • Das Konzept eines niedrigen Eintrittspreises in Verbindung mit dem Kauf von Tickets für alle weiteren Aktivitäten war dem Publikum fremd.
  • Dringend benötigtes Publikum von außerhalb der üblichen Verdächtigen fühlte sich nicht von der Veranstaltung angesprochen – und das aus verschiedenen Gründen. Kein Bezug zu den Gästen, da viele dem Mainstream-TV-Gucker nicht bekannt waren. Entsetzen darüber, für Fotos und Autogramme zahlen zu müssen. Und so manches mehr.

Hinzu kommt, dass Conventions gerade in Deutschland – aber auch andernorts – jahrelang nur Nischen bedienten. Die Nerds und Geeks, die Durchgeknallten, die früher in der Schule wegen ihres Interesses an Filmen, Serien und Comics für verrückt gehalten und deswegen gehänselt wurden.

Allmählich wurden die Events dann größer. Und je mehr Serien und Filme mit Conventions bedient wurden, desto größer wurde scheinbar auch das Interesse jener, die zuvor nie darüber nachgedacht hatten, eine Veranstaltung dieser Art zu besuchen. Bis die Events allmählich Einzug in den Mainstream hielten. Da ich meine Kindheit und Jugend eher weniger damit zugebracht habe, Comics zu lesen, muss ich wohl ganz still sein, aber das Marvel Cinematic Universe hat vermutlich einen erheblichen Beitrag dazu geleistet.

Und da kommen wir auch zu Punkt 2: den falschen Vorstellungen.

Irgendwann in den vergangenen Jahren wurde die San Diego Comic-Con plötzlich auch im Mainstream richtig beliebt und populär. Das hängt gewiss damit zusammen, dass sich dort mittlerweile jede Produktion von Rang und Namen blicken lässt, um sich vorzustellen. Mit dabei natürlich die Stars und Sternchen, die diese Filme und Serien tragen. Abgerundet wird das ganze durch Signierstunden und richtig coole Promoaktionen, Cosplay, Cosplay, Cosplay und natürlich jede Menge Exclusives, Spaß und großartige Neuigkeiten, die man vor Ort gleich als erstes mitbekommt.

Zack! Und dann kommt die San Diego Comic-Con tatsächlich nach Deutschland!

Nein, das denke ich nicht. Ich weiß, dass die San Diego Comic-Con nicht nach Deutschland kommt. Aber solche „Wir sind Papst“-artigen Äußerungen und sogar Berichterstattungen konnte man mancherorts im Internet lesen.

Die Menge absolut begeistert. Endlich kommen die Stars auch nach Deutschland. Die richtig großen Stars natürlich! Die „Avengers“ allen voran! Wooohooo!!!

Dann wurden die ersten Gästelisten bekannt. Und sagen wir es mal so: die waren ganz und gar nicht schlecht! Für eine Con auf deutschem Boden konnten die sich mehr als sehen lassen. Das dachten sich viele Mainstream-Besucher zu dieser Zeit vermutlich auch noch. Die Cons mussten sich in Deutschland ja erst warmlaufen. Dann würde das schon werden. Andere konnten zu diesem Zeitpunkt schon nicht glauben, dass da keine Namen wie Tom Hiddleston oder Chris Evans drauf standen.

Drei Jahre später hat die Gästeliste der Comic Con Germany in Stuttgart massiv abgebaut – quantitativ wie auch qualitativ (Nichts gegen die Gäste selbst! Ich kann einige davon selbst richtig gut leiden!) und man merkte, dass es dem Event an irgendetwas fehlte.

Die German Comic Con hat sich zwar in vier Städten etabliert und weißt nach wie vor ein starkes Line-up auf, hat aber bereits eingeräumt, dass es immer schwieriger wird zu planen, da die Besucher viel zu kurzfristig buchen. Und die Diskussion, die sich unter diesem kürzlich getätigten Beitrag aufgetan hat, fasst das „Problem“, dem Comic Cons in Deutschland gegenüberstehen, sehr gut zusammen.

In unzähligen Kommentaren schrieben die Nutzer des Social-Media-Auftritts, würden denn mal richtige Stars angekündigt werden, dann würde man sich auch Tickets kaufen. „Richtige Stars“ bezieht sich dabei allen voran auf bereits oben erwähnte „Avengers“-Darsteller.

Nur um sich das mal durch den Kopf gehen zu lassen: die German Comic Con hat für ihre diesjährigen Events Schauspieler angekündigt, von deren Rang viele britische Events vor einigen Jahren noch träumen konnten und die Briten haben schon lange die Nase vorn, was Comic Cons angeht. Viele dieser Schauspieler sind Hauptdarsteller in einer oder mehreren Serien, wirkten in diversen Filmen mit und werden vom Publikum dennoch verschmäht. Schließlich laden amerikanische Conventions ja auch die „Avengers“ ein. Und bitten Fans mit 200 bis 250 Dollar pro Foto ODER Autogramm zur Kasse. Oder bieten VIP-Pässe für einen Gast an – für rund 1.000 Dollar. Ja, das sind doch wahre Schnäppchenpreise, die man sich gerne auf die heimische Comic Con holt. Ach nein, Moment, die Veranstalter müssen schlichtweg nur ein wenig handeln und dann gibt es Foto und Autogramm zusammen für nur 50 Euro… *Ironie off*

Sieht man davon ab, dass einigen potenziellen Besucher deutscher Comic Cons schlichtweg der Sinn für die Realität fehlt, haben andere einfach „nur“ falsche Vorstellungen davon, wie das Geschäft mit den Conventions läuft und dass ein Veranstalter nicht einfach schnell mal einen Schauspieler für lau aus dem Ärmel zaubern kann. Aber vielleicht müssten sich die Veranstalter in Deutschland auch einfach mal ausreichend anstrengen, um nicht schlichtweg eine triste Messehalle mit Händlerständen, Ausstellern, einer Bühne für Panels und Tischen für die Autogrammstunden füllen zu müssen, die lediglich durch die mega-kreativen Cosplayer (Respekt an alle Cosplayer!) aufgewertet wird. Vielleicht sollte man sich hierzulande einfach ein Beispiel an den großen Comic Cons rund um den Globus nehmen, die in Messehallen stattfinden, in denen Händlerstände und Aussteller Platz finden und die eine Bühne für Panels bieten, während nebenan an Tischen fleißig Autogramme geschrieben werden… Hab ich schon mal erwähnt, dass ich Ironie und Sarkasmus richtig cool finde? 😉




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