Man kann zurecht behaupten, dass kaum ein Film in den vergangenen Jahren so heiß ersehnt wurde wie Star Wars – Das Erwachen der Macht. Mit einem dürfte dieser Titel aber dennoch nahezu gleichauf liegen – wenngleich vielleicht auch bei einem geringeren Anteil des Publikums. Die Rede ist natürlich von Rogue One: A Star Wars Story.
Darum geht es in Rogue One: A Star Wars Story
Viel zur Story kann man bei Rogue One nicht sagen, ohne dem vorzugreifen. Was an dieser Stelle definitiv nicht geschehen wird. Und so bleibt es bei der Aussage: Die Rebellen versuchen, die Pläne für den Todesstern in ihren Besitz zu bekommen.
Man muss kein versierter Star Wars-Fan sein, um zu wissen, wie das ausgeht. Schließlich spielt Rogue One dicht an Episode IV – Eine Neue Hoffnung. Doch, dass man lange nicht alles weiß, selbst wenn man die Star Wars-Saga auswendig kennt, das stellt sich schon sehr bald im Film heraus.
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Was ist also das Besondere an Rogue One?
Rogue One ist der erste Stand-Alone-Film der Star Wars-Reihe. Während sich die Episoden 1 bis 7 an einer festen Storyline entlang hangelt, die mal mehr mal weniger mit der Skywalker-Familie zu tun hat, und diese immer weitererzählt, sagt sich Rogue One von alle dem los.
Rogue One erzählt, was zwischen den Episoden geschah, in diesem Fall zwischen den Episoden III und IV mit spürbarer Nähe zu Episode IV. Im Prinzip ist der Film der erste Ausschnitt des Expanded Universe, der es ins Kino geschafft hat. Zugegeben: des neuen Expanded Universe, nicht der alten Legends. Und den Clone Wars-Film lassen wir auch einmal außen vor.
Doch auf genau dieser Tatsache müssen wir das Review aufbauen. Deshalb diese vermeintliche Ausschweifung in den Bereich Expanded Universe. Schließlich schaffen Kreative seit Jahrzehnten Geschichten in Buch-, Comic- und Videospielform, die die Geschichten aus der weit, weit entfernten Galaxis erzählen, um entweder an die Ereignisse aus den Filmen anzuknüpfen oder andere Lücken zu füllen. Mit Helden, die fern abseits der Skywalker-Familie ihre Abenteuer bestreiten.
Nun wird eine solche Geschichte – die natürlich zum Disney-Ära-Canon gehört – mit neuen, dem Zuschauer unbekannten Helden erstmalig auf die Leinwand gezaubert und man muss sich die Frage stellen, ob der Film tatsächlich funktioniert geschweige denn massentauglich ist.
Kritik zu Rogue One: A Star Wars Story
Den ersten Teil der Frage muss man eindeutig mit JA beantworten. Beim zweiten Teil der Frage schwingt dann das große ABER mit. Widmen wir uns allerdings zunächst einmal der Tatsache, dass Rogue One tatsächlich funktioniert.
Wie kann ein Film Spannung aufbauen, von dem das Ende vermeintlich bekannt ist? Wie kann ein Film funktionieren, der in einem Universum angesiedelt ist, das das Kino-Publikum liebgewonnen hat, aber ohne die bekannten Helden und Schemata aufwartet?
Er funktioniert, indem er genau das versucht zu sein: ein eigenständiger Film. Obwohl er sich 1A in die Lücke zwischen Episode III und IV fügt – wie, das müsst ihr schon selbst erfahren – hat der Film eine Handlung, die für sich steht. Er hat einen Anfang, einen Hauptteil und ein rundes Ende. Es klingt hart, aber, wenn man es ganz nüchtern betrachtet, ist Rogue One eine Mischung aus Sci-Fi, Action und Kriegsfilm. Als solch einer KANN er beim unbedarften Zuschauer und Mainstream-Publikum funktionieren. Denn er hat alles, was ein guter Film haben muss. ABER…
Ja, hier sind wir bei dem großen „Aber“. So richtig verstehen und zu schätzen weiß man den Film vermutlich nur, wenn man die Saga kennt und sich darüber hinaus auch anderweitig mit den Filmen beschäftigt. Die Saga 2-3 Mal gesehen zu haben, ist allerdings die Voraussetzung. Das ist nicht einmal handlungsbedingt der Fall. Sondern viel mehr aufgrund vieler kleiner Details und Cameos, die dem Fan so manches Mal ein „Boah, cool…“ oder „Ach, das ist ja der!“ entlocken werden. Während modernste Technik zum Einsatz kommt, die manche Szenen und sogar Handlungsstränge(!) überhaupt erst möglich macht, setzt Rogue One vielerorts auf zahlreiche praktische Effekte. Dadurch entsteht das altbekannte und liebgewonnene Star Wars-Feeling, ohne, dass der Film altbacken wirkt. Er sieht einfach schlichtweg nach Star Wars aus, was insbesondere bei Szenen auffällt, die in der Rebellenbasis oder auf den imperialen Basen spielen. Dazu tragen zum einen Kostüme bei, zum anderen aber auch Details wie dem Original nachempfundene Props oder die „geniale“ Haarpracht der 70er und 80er Jahre.
Der Fan wird aber auch gerade zu Anfang merken, dass Rogue One eben etwas GANZ Anderes ist. So sehr sich der Film in das Star Wars-Universum einfügt, so sehr distanziert er sich eben auch von der Skywalker-Familiengeschichte, wenngleich Darth Vader – wie aus den Trailer bekannt ist – einen Auftritt absolviert. Mit neuen Charakteren, mit politischen Intrigen und Machtspielchen und einer insgesamt brutal ehrlichen Darstellung des Krieges.
Auch an die Fans des erweiterten Universums wurde bei Rogue One gedacht. Gerade bei den Raumschiffschlachten, aber auch bei anderen Szenen, kommt ein Feeling auf, das an Videospielklassiker wie Battlefront, Rogue Squadron, X-Wing: Alliance oder auch The Force Unleashed erinnert.
Obwohl Rogue One damit als Solofilm sowie als Teil des Star Wars-Universums für den Star Wars-Fan funktionieren wird und für den unbedarften Zuschauer funktionieren kann, bleibt immer noch die Frage, ob der Film massentauglich ist. Und an dieser Stelle muss ich ganz klar sagen: Nein.
Rogue One ist ein Geschenk an all jene, die sich tiefergehend mit dem Star Wars-Universum beschäftigen oder beschäftigen möchten, die die vielen kleinen Details zu schätzen wissen, die wohldurchdacht in den Film eingebaut wurden und die Heldentum mal von einer anderen Seite betrachten möchten.
Im Gegensatz zu den Episoden 1 bis 7 wirft Rogue One den Zuschauer mitten ins Geschehen und zeigt ihm das brutale Kriegstreiben in der weit, weit entfernten Galaxis, Helden, die teils verwerfliche Entscheidungen treffen, Gegenspieler, deren Handlungen beim Publikum auf einmal nachvollziehbar statt nur abgrundtief böse erscheinen, und, und, und…
Das macht eines ebenso klar, auf das an dieser Stelle aber noch einmal hingewiesen sei: Rogue One ist KEIN Kinder- oder Familienfilm! Natürlich sieht man aufgrund der Blasterschüsse kein Blut, was für die FSK wohl auch ausschlaggebend war, den Film mit einem FSK 12 zu versehen. Doch abgesehen davon, dass die Handlung komplex ist und oben erwähnte Punkte ohnehin dazu führen, dass die Kids schnell gelangweilt sein dürften, ist Rogue One – man kann es nur noch einmal wiederholen – ein düsterer Kriegsfilm, der von seinen Charakteren und deren mal heroischen, mal verwerflichen Taten lebt. Hier wäre es wirklich wünschenswert gewesen, das FSK-16-Rating durchzuziehen, denn es ist mit Gewissheit zu sagen, dass dies dem bislang ohnehin düstersten Star Wars-Film gut bekommen wäre.
Fazit zu Rogue One: A Star Wars Story
Natürlich hat Rogue One auch seine Fehler, mal in Sachen CGI, mal in anderen Belangen. Für Star Wars-Fans ist Rogue One dennoch ein absolutes Muss und für viele wohl ein wahrgewordener Traum, endlich auch im Kino die Lücke zwischen den Episoden schließen zu können. Wer es liebt, lose Enden zwischen Filmen zu verknüpfen und dabei das Star Wars-Universum zu erkunden, wird diesen Film auf jeden Fall zu schätzen wissen.
Die Hauptrollen spielen Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Donnie Yen, Jiang Wen, Forest Whitaker, Mads Mikkelsen, Alan Tudyk und Riz Ahmed.
Rogue One: A Star Wars Story kommt am 15. Dezember 2016 in die deutschen Kinos.
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