Wenn ihr ein Haus baut, müssen Planung und Fundament stimmen. Ist die Basis Murks, bricht das ganze Projekt in sich zusammen. Damit lässt sich der Kostümbau vergleichen: Wer bei der Vorbereitung schludert, gefährdet den gesamten Prozess bis zur Fertigstellung des Kostüms.
Längst gewinnt man beim Blick in die sozialen Netzwerke, dass Kostüme am laufenden Band und binnen weniger Tage produziert werden. Es ist ein Thema in unserer Gesellschaft: Was man haben will, das will man gleich haben. Alles ist verfügbar, wieso also warten?
Doch manche Hobbys sind zeitintensiv – und der Kostümbau gehört definitiv dazu. Kostüme kosten Zeit. Kostüme kosten Geld. Gerade die, die man selbst anfertigt. Häufig muss man experimentieren, bis man ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt – und häufig geht dabei auch etwas schief. Das lässt sich nie ganz ausschließen. Und dennoch kann man mit ausreichend Vorbereitung Zeit und Kosten für fehlgeschlagene Experimente reduzieren.
Denn der Kostümbau kann mit ausreichend Planung optimiert werden, wenn das Fundament stimmt.
Referenzen, Referenzen, Referenzen,…
Wenn ihr ein Kostüm aus einer Vorlage nachbaut, legt ihr vermutlich Wert darauf, dass der Wiedererkennungseffekt gegeben ist, dass das Material einigermaßen passend gewählt wird, und, dass es gut sitzt. Sammelt daher so viele Referenzen wie möglich. Nehmt diese ausführlich unter die Lupe.
Gerade bei Filmen und Serien ist es dank hochauflösendem Bildmaterial und Blu-rays oftmals ein Leichtes zu erkennen, wie sich ein Kostüm zusammensetzt oder welche Beschaffenheit das Material hat. Referenzen zu sammeln ist dennoch die ultimative Herausforderung und legt den äußerst bedeutsamen Grundstein. Denn das Referenzmaterial ist quasi eure Anleitung zur Herstellung des Kostüms.
Wer intensiv recherchiert kommt bei so manchem Kostüm auf einige Wochen bis sogar wenige Monate, die ausschließlich in die Suche nach Referenzmaterial und das Erörtern der Materialien geht. Es geht eben um viel mehr, als nur darum, ungefähr die Farben richtig zu treffen!
Punkt 2 und 3 gehen Hand in Hand und überschneiden sich in vielen Teilen und Arbeiten. Chronologisches Vorgehen ist hier definitiv nicht möglich.
Die Zusammenstellung des Materials
Welches Material würde sich für das Kostüm eignen? Erhalte ich das in meiner Region / meinem Land überhaupt? Und kann ich das verarbeiten? Was sind gute Alternativen?
Man kann sich gerade bei Kostümen, die in Real-Filmen und -Serien getragen werden, selten sicher sein, genau dasselbe Material zu finden. In welchem Land wurde das Material hergestellt und/oder wo wird es verkauft? Gibt es das Material überhaupt oder wird dieses nur auf Bestellung produziert?
Probleme ergeben sich aber nicht nur bei der Beschaffung von Materialien. Eine Frage, die sich stellt, ist auch: Kann ich das Material überhaupt verarbeiten? Das kann bei Stoffen der Fall sein, die nur mit besonders starken Nähmaschinen oder gar Industriemaschinen zu verarbeiten sind. Diese Frage musste ich mir bei einem Projekt stellen, bei dem Cordura und Oxford zum Einsatz kommen und die meine Nähmaschine schon an die Belastungsgrenze bringen.
Andererseits arbeiten viele Kostümbauer im Bereich Rüstungen und Rüstungsteile mit Fiberglas, Harzen, Spachtelmassen. Auch hier solltet ihr vor Beginn eures Projektes prüfen, ob ihr das Material überhaupt sicher und fachgerecht verarbeiten könnt.
Sammelt noch mehr Input
Findet heraus, ob andere das Kostüm schon gebaut haben. Heutzutage ist das dank Foren, Facebook, Instagram und Co. alles ziemlich einfach. Gelegentlich könnt ihr aus solchen Posts wertvolle Erkenntnisse ziehen: Was hat funktioniert und was nicht? Wie ist das Kostüm der Person aufgebaut? Macht das auch für euch Sinn oder denkt ihr, eine andere Herangehensweise ist sinnvoller?
- Klamchanuan, Sanit(Autor)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ohne...
Praktisch ist hier natürlich, wenn andere ihre Fortschritte in Form von WIPs (Work in Progress) festhalten. Aber ein wenig Eigenverantwortung ist natürlich dennoch gefragt. Vielleicht setzt ihr auf eine ganz andere Technik, die sich für euch bewährt hat oder ihr nehmt ein anderes Material, weil dies eurer Meinung nach tauglicher ist. Da in den meisten Fällen kaum jemand den Schnitt und den Prozess für das Originals kennt, eröffnen sich zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, wie man zum Endergebnis gelangt. Schließlich führen viele Wege nach Rom!
Erarbeite dir den Schnitt / Bauplan
Dann geht es an die erste richtig praktische Arbeit: Erarbeitet euch ein Schnittmuster oder einen Bauplan. Schaut, ob eure Ideen aufgehen.
Keine Produkte gefunden.
Mir hilft es übrigens, das Kostüm auf einem Blatt Papier nachzuzeichnen. Ich bin zwar absolut untalentiert im Zeichnen, aber die Zeichnung muss ja niemand zu Gesicht bekommen. Es geht lediglich darum. Nochmals alle Details zu erfassen, die für das Erstellen des Kostüms wichtig sind. Manchmal fallen mir dabei Teile oder vor allem auch Zusammenhänge auf, die ich vorher gar nicht wirklich erkannt hatte.
Übrigens ist es bei komplizierten Schnittmustern hilfreich, wenn ihr den Schnitt vorab an einem Reststück Stoff testet, bevor ihr das gute und teure Material zerschneidet.
Mach eine Pause vom Kostümbau
Dieser Schritt ist für mich sogar ziemlich wichtig. Aber viele legen darauf los und lassen diesen aus. Dabei ist eine Pause wichtig. Nachdem man sich Stunden um Stunden dem Zusammentragen von Informationen gewidmet hat, ist man in gewisser Weise betriebsblind. Selbst Fehler beim Schnitt fallen dann nicht gleich auf.
Ein wenig Abstand zu der gesamten Sache erlaubt es, die nötige Distanz zu gewinnen und die Ergebnisse nochmals nüchtern zu betrachten. Funktioniert alles mit den ausgewählten Materialien? Geht Schnitt auf oder muss doch noch eine Kleinigkeit geändert werden? Ist alles richtig erfasst und umgesetzt? Und vor allem: Kommt ihr mit euren Ideen bis ans Ende oder kommt ihr an einem bestimmten Punkt gar nicht weiter? Was macht ihr, wenn ihr diesen Punkt erreicht?
Sicher: Es wird immer Leute geben, die einfach darauf los arbeiten. Doch gerade wer in Sachen Kostümbau am Anfang steht oder ein kompliziertes Kostüm umsetzen möchte, sollte sich genug Zeit nehmen, um sich anschließend noch mehr über den Abschluss seiner Arbeiten am Kostüm freuen zu dürfen. Es lohnt sich!
* Bei diesen Links handelt es sich um Affiliate-Links. Bei einem qualifizierten Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalte ich eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Das bedeutet, dass ich beim Kauf über Links aus dem Amazon-Partnerprogramm oder beim Abschluss eines Abos eine Provision erhalte. Das hat keinerlei Auswirkungen auf den Preis.