Bericht: Walker Stalker Germany 2018

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Die Fans der Serie The Walking Dead freuten sich enorm. In diesem Jahr sollte die Walker Stalker, eine Convention, die sich ausdrücklich dieser Serie und (ein paar anderen) widmet, auch nach Deutschland kommen. Im vergangenen Jahr war gerade erst der Sprung nach London erfolgt. Zwar nicht im Zombie-Universum beheimatet, schaute ich mir das Event bei einem eintägigen Besuch dennoch an, gehört die Walker Stalker doch zum selben Veranstalter wie das Heroes & Villains Fan Fest, das ebenfalls in diesem Jahr erstmals nach Deutschland kommen soll. Außerdem waren mit Jeffrey Dean Morgan und Sarah Wayne Callies Darsteller vertreten, die mit The Extant und The Colony auch im entfernten Science-Fiction-Franchise beheimatet sind.

Ein heilloses Durcheinander

„Näher werde ich eh nicht mehr an ihn ran kommen“, sagte die junge Dame zu meiner Linken zu ihrer Begleitung und sollte vermutlich Recht behalten. Sofern Sie sich nicht eines der äußerst preisintensiven Autogramme oder Fotos gönnen wollte.

Diese Aussage dürfte zugleich auf viele weitere Besucher der Walker Stalker Germany 2018 zu getroffen haben, wenngleich vielleicht nicht jeder das Panel von Norman Reedus und Jeffrey Dean Morgan sehen wollte. Denn vor eben jenem Panel tätigte die Dame diese Aussage. Irgendwie traurig, wenn man daran denkt, wie viel Geld sie dafür ausgegeben hatte, eben jenes Panel aus aller Weite, inmitten von hunderten von anderen Fans, stehend und den Hals in Richtung Bühne reckend, zu sehen.

Gefühlt wollten 95 % der Besucher das Panel jedenfalls sehen. Das zeigte sich an der Schlange, die sich gut quer durch die gesamte Halle zog. Dass es nicht bei weitem alle in das Panel schaffen würden, stand spätestens 10 Minuten nach Einlass auf das Congelände fest. Doch dann blieb sehr, sehr lange alles im Unklaren. Erst nachdem mehrere Leute immer wieder nach vorne pendelten und die überforderte Crew fragten, wurde klar, dass aus der Schlange – und dem Haufen, der sich inzwischen abseits der Schlange gebildet hatte – lediglich wie VIP-, Gold- und Platintickets herausgefiltert wurden und die Panel-Area füllten. Mit einem Standardticket – ob Wochenendticket oder Tagesticket – hatte man somit kaum mehr eine Chance. Abgesehen davon, hatten die geübten Con-Gänger zwar eine ordentliche Schlange gebildet, Viele viele weitere hatten sich allerdings lediglich vor der Panel-Area in dem zuvor erwähnten Haufen „organisiert“, womit diejenigen, die in der Schlange standen, mal wieder die Ge*** waren. Irgendwann ging in der Schlange gar nichts mehr, aber wer sich ein Plätzchen in dem Haufen gesichert hatte, hatte zumindest noch das Glück, einen kurzen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Hier hatte die Crew eindeutig gepennt, was bei Conventions auf deutschem Boden leider öfter vorkommt.

Die Konsequenz daraus? Die Panel-Area war zwar prall gefüllt, ein Großteil der Fans wurde hingegen damit abgespeist, das Panel auf einem der wenigen Bildschirme in der Halle zu verfolgen. Wie die Erdmännchen standen die Fans also nun überall in mal kleineren, mal größeren Trauben in der Halle, und versuchten entweder über die Köpfe der vor der Panel-Area ausharrenden Masse hinweg das Panel zu verfolgen oder sich mit der Übertragung auf den Bildschirm zu begnügen.

Dass es somit für das Panel mit Sarah Wayne Callies und Chandler Riggs nicht viel besser aussah, kann sich nun wahrscheinlich jeder ausrechnen. Was Panels angeht, hat die Walker Stalker in jedem Fall versagt.

Ein kleiner Teil der Menschenmassen, die eigentlich ins Panel wollten…

Wer tief in die Tasche greift…

Vielleicht hätte man es sogar noch verschmerzen können, das Panel zu verpassen, wäre abseits etwas geboten gewesen. Doch leider war hier Fehlanzeige. Natürlich war von vornherein damit zu rechnen gewesen, dass die erste Walker Stalker auf deutschem Boden erheblich kleiner ausfällt als die Ursprungsevents in den USA oder der Ableger im Vereinigten Königreich. Dennoch muss ich mir im Nachhinein die Frage stellen, was einen Eintrittspreis von 54 € für ein Tagesticket rechtfertigte. Und da bin ich gewiss nicht die einzige.

Die einzigen beiden Panels, die mich interessiert hätten, hatte ich also schon verpasst. Und viele Händler und Aussteller gab es ebenfalls nicht zu besuchen. Rund 20 Tische hatten es in die Halle geschafft. Und da war es auch schon vorbei. Wer sich etwas ran hielt, war innerhalb einer halben Stunde, mit etwas Gemütlichkeit spätestens nach 1 Stunde, auch hierdurch. Es blieben also fast nur die Fotos und die Autogramme.

Wer sich in der Convention-Szene auch nur etwas auskennt, der schluckt bei den Preisen, die auf der Walker Stalker veranschlagt werden, ganz ordentlich. Von rund 50 bis rund 130 € wurden hier je Foto oder Autogramm veranschlagt. Besonders dreist ist, dass für ein Selfie am Autogrammtisch derselbe Preis zu entrichten ist, wie für das Autogramm selbst. Wer Autogramm und Selfie in Kombination nahm, konnte hierfür an manchen Tischen sogar sage und schreibe ein paar Euronen sparen. Nun kann man natürlich die Argumentation anführen, dass es in den USA auf Conventions Gang und Gebe ist, Geld für ein Selfie am Autogrammtisch zu entrichten. Dass die Walker Stalker auf europäischem Boden allerdings nicht auch die europäischen Gegebenheiten pflegt, ist dagegen etwas bedauerlich, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass man vielleicht für ein verwackelte Handybild stolze 50 € löhnen soll. Die günstigere Alternative zu den professionellen Fotos ist dies somit ganz gewiss nicht, auch wenn das Preisschild der letzteren in der Regel noch etwas höher hing.

Verständlicherweise war – mit Ausnahme von den wahren (und noch dazu teuersten) Headlinern – bei den meisten Autogrammtischen so gut wie nichts los. Die Schauspieler saßen also völlig umsonst da – wenn sie überhaupt da waren.

Fazit zur Walker Stalker Germany 2018

Aufgrund dessen, was man in der Szene von der Walker Stalker erfährt, hatte ich mir von dem Event nicht viel erwartet. Und leider schaffte es die Heroes & Villains deutlich, meine ohnehin geringen Erwartungen noch zu unterbieten. Die Walker Stalker schafft – wie auch das Heroes & Villains Fan Fest – vor allem eines: sie beeindruckt mit großen Namen, und vielen davon. Die angepriesene Fannähe ist nichts weiter als ausgeklügeltes Marketing und Spaß hat nur, wessen Portmonnaie dick genug ist.

Der hohe Eintrittspreis (und ich hatte nur ein Tagesticket) war in keinster Weise gerechtfertigt (für ein paar Euronen mehr kann ich mir ein 3-Tages-Ticket für die London Film & Comic Con kaufen), denn der Eintrittspreis wird schließlich auf Panels und das Messegelände erhoben – wo nichts geboten war. Selbst wenn man es in eines der wenigen Panel schaffte, stellte man fest, dass deren Anzahl stark begrenzt war. Lieber stellte man die Schauspieler in der Hoffnung, Autogramme zu verkaufen, an die Tische (wo meist gähnende Leere herrschte) statt auf die Bühne.

Insgesamt muss damt festgestellt werden, dass die Walker Stalker Germany 2018 eine der ernüchterndsten Conventions war, die es wohl geben muss – jedenfalls habe ich persönlich selten ein so schlecht konzipiertes Event gesehen. Die Walker Stalker fährt voll aus den Verkauf von Fotos und Autogrammen, doch da sich diese kaum einer leisten kann – erst recht nicht in größerer Zahl – geht das Konzept schlichtweg nicht auf. Aber auch andere Probleme mussten festgestellt werden:

– Das ging schon im Vorverkauf los. Der Samstag war ausverkauft, also kaufte ich mir ein Ticket für den Sonntag. Kurz darauf waren dann aber wieder Tickets für den Samstag erhältlich – der (zumindest stand davon nichts im Shop) vor dem Event dann kein zweites Mal ausverkauft wurde. Woher kamen diese Tickets plötzlich?

– Weiter ging es mit den Panels: Nur eine Handvoll Panels fand an jedem Tag statt, keiner der Gäste stand an beiden Tagen auf der Bühne. Dass dies bei den großen Comic Cons schwierig ist, versteht sich von selbst. Bei einem beschaulichen Event wieder Walker Stalker Germany 2018 und einer noch beschaulicheren Gästeliste ist dies aber mehr als bedauerlich.

– Die Preise und die Preispolitik (siehe Selfies) ist leider jenseits von Gut und Böse, aber in diesem Bereich mittlerweile auch maßgeblich für andere Events. Dennoch kommt man auf anderen Events (teils sogar deutlich) günstiger an die Autogramme und Fotos ran.

– Der Mangel an Ausstellern und Händlern war ebenfalls sehr bedauerlich. Wer über den Umfang der German Comic Con München klagte, wäre hier schnell auf 180 gewesen.

+ / – Im Innenbereich gab es Food Trucks, an denen man sich zu essen holen konnte. Leider orientierten sich die Preise der Food Trucks wohl auch an den Preisen der Con.

+/ – Im Zelt zur Ticketabholung / dem Einlass gab es Schließfächer und eine Garderobe. Ein toller Gedanke, leider war es zu kalt, um hinter der Garderobe ohne Jacke für den Einlass oder die Food Trucks anzustehen.

+ Die Crew beim Einlass war sehr freundlich (im Gegensatz zur Security).

+ Es gab ein eigenes Zelt, in dem man sich zum Essen hinsetzen konnte.

+ Es war zwar zum Teil etwas verwirrend, aber es wurde der Versuch unternommen, die Panels in deutscher Sprache zu untertiteln.

+ Der Einsatz eines Gebärdendolmetschers. Kommt leider immer noch viel zu selten vor.




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Nicole Sälzle
Nicole Sälzle schreibt seit 2005 für Stargate-Project.de und legte damit den Grundstein für ihre Zukunft. Ihre jahrelange Erfahrung im redaktionellen Umfeld nutzte sie als Sprungbrett - erfolgreich. Mittlerweile schreibt die studierte Übersetzerin und Dolmetscherin für namhafte Newssites im Bereich Film & Serien. Unter dem Titel "Der Verlorene Sektor" bringt sie ihre eigene Sci-Fi-Romanreihe raus.

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